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Gemeinsam vom Mangel in die Fülle

Wissenswertes über Zeus

Wissenswertes über Zeus

Ein Blinder tötet einen ruchlosen Despoten

Im Jahre 1505 (Parische Chronik; nach Ranke-Graves) erschütterte ein Ereignis die Götterwelt, das noch Jahrhunderte nachwirken sollte: Baal Zeus, seit der unrechtmäßigen Beschlagnahme Kanaans 1600 Jahre zuvor als ruchlos verschrien, entmachtete seinen Vater Kronos alias Ham im griechischen Thessalien.

„Nachdem die drei Brüder Kriegsrat gehalten hatten“, so Ranke-Graves, „schlich sich Hades (Mithras) ungesehen an Kronos heran und stahl dessen Waffen. Während Poseidon (Put) den Kronos mit seinem Dreizack bedrohte und so dessen Aufmerksamkeit ablenkte, schlug ihn Zeus mit dem Blitze nieder … Die drei Hundertarmigen steinigten mit Felsbrocken die übrigen Titanen, die … die Flucht ergriffen.“

Der zutiefst gedemütigte Kronos wurde gemeinsam mit den anderen männlichen Titanen „auf eine britische Insel im weitesten Westen“ (Ranke-Graves) verbannt und dort „von den Hundertarmigen bewacht“.

Auf den Inseln Britanniens wurde Kronos, wie Ranke-Graves mitteilt, als Bran bekannt. Immerhin scheint der gestürzte König der Nachkommen des Noah genügend Bewegungsfreiheit besessen zu haben, um zwischen Britannien und dem jütländischen Hyperborea, dem Lande der Asen, hin und her zu pendeln.

Denn in Jütland leuchtete der Stern des Kronos alias Odin noch dreihundert Jahre lang bis zum Ragnarök, und es ist sicher kein Zufall, dass die Nordsee von Apollonius von Rhodos sowie von anderen antiken Autoren als „Kronos-Meer“ bezeichnet wurde.

Zeus aber, der sich nun auf dem Höhepunkt seiner Karriere glaubte, hatte tatsächlich nichts weiter erreicht als den Gipfel seiner Ruchlosigkeit.

Er war in seinem nun etwa 1700 Jahre währenden Leben in die Entmannung des Noah-Uranos verwickelt, er hatte als Kanaan unrechtmäßig den Libanon okkupiert, er hatte Dutzende von Frauen vergewaltigt und geschwängert, er war verhasst wegen seines hochmütigen, launenhaften und wankelmütigen Charakters, und selbst sein berühmter Sohn Apollon stellte sich nun gegen ihn.

Ranke-Graves: „Es kam eine Zeit, als der Stolz und die Launenhaftigkeit des Zeus so unerträglich wurden, dass Hera, Poseidon, Apollon und all die anderen Olympier, mit Ausnahme Hestias, ihn plötzlich umringten, als er schlafend auf seinem Bette lag. Sie banden ihn mit ledernen Riemen und hundert Knoten, so dass er sich nicht bewegen konnte. Er drohte ihnen mit sofortigem Tod, aber sie hatten den Donnerkeil außer Reichweite gelegt und verlachten ihn höhnisch.“

Doch die halbherzige Familienrevolte missriet, denn der „hundertarmige“ Briareus löste die Knoten, und die beschämten Olympier mussten schwören, sich nie wieder gegen Zeus aufzulehnen.

Die defizitäre Persönlichkeit des Zeus gedieh in einem Familienklima, das von „eifersüchtigen Zänkereien“ (Ranke-Graves) geprägt war, und der Engel des Angesichts hatte wohl nicht ohne Grund in den Jahren des Exodus, am Berge Horeb, dem Mose in die Feder diktiert:

„Und in der dritten Jahrwoche dieses Jubiläums begannen unreine Dämonen die Kinder der Söhne Noahs zu verführen und sie zu betören und zu verderben … Und die Söhne Noahs fingen an zu kämpfen, um einander gefangen zu nehmen und zu töten und Menschenblut auf der Erde zu vergießen…“

Und auch Mutter Rhea, Gattin des Kronos, fürchtete früh Schlimmes. Sie „sah voraus, welchen Kummer seine (Zeus’) Wollust schaffen würde, und verbot ihm zu heiraten. Als er voller Ärger drohte, sie zu vergewaltigen, verwandelte sie sich in eine Schlange. Dies aber schreckte Zeus nicht ab. Er verwandelte sich selbst in eine männliche Schlange und wand sich um sie in einem unlösbaren Knoten. So verwirklichte er seine Drohung.“

Damit zeigte sich, dass Zeus nicht einmal davor zurückschreckte, seiner eigenen Mutter Gewalt anzutun.

Helmer Ringgren in einer Kurzcharakteristik des nahöstlichen Hadd, den wir als Baal-Zeus identifiziert haben: „Oft ist es der zerstörerische Zug, der vorherrscht.“

Größenwahn, Rücksichtslosigkeit, Mangel an Selbstkontrolle und Trunksucht – diese Persönlichkeitszüge des Zeus finden wir in einem altindischen Spottgedicht auf Indra in der Rigveda (10,119).

Baldr

Baldr (Baal-Zeus), Sohn des Odin,
wurde um 1 225 v. Chr. von seinem Bruder Hödr getötet

Heinrich Gompertz hat diese vielsagenden Verse übersetzt:

Lang bin ich bis zum Himmel hoch,
Breit wie das ganze Erdenrund:
Trank ich am Ende Soma gar?

Jetzt will ich mal die Erde gleich
Umschmeißen links hin oder rechts:
Trank ich am Ende Soma gar?

Mich brennt’s, der Erde eins zu hau’n,
Dass sie zerfliegt nach links und rechts:
Trank ich am Ende Soma gar?

Ich bin der Große, Große, ich,
Bis in die Wolken rag ich auf:
Trank ich am Ende Soma gar?

Ich geh nach Haus, ich hab genug,
Den Göttern bring ich noch was mit:
Trank ich am Ende Soma gar?

Zeus, der „Himmlische“, zählte fraglos zu den verruchtesten Gestalten unter den Nachkommen des Noah. Doch so schwach sich seine olympischen Anverwandten zeigten, seinen maßlosen Charakter zu zügeln, so erfolgreich war sein blinder Bruder Hödr im nördlichen Hyperborea. Hödr gelang, was so mancher Titan sich gewünscht haben mag, es aber nicht zu vollbringen vermochte.

Hödr war es nämlich, der den Zeus ums Leben brachte. Der Todeszeitpunkt lässt sich unter Berücksichtigung der hellenischen Quellen auf die Jahre kurz vor dem Ragnarök datieren – auf die Zeit um das Jahr 1.225 v. Chr.

Die Nachrichten vom Tode des Zeus finden sich allerdings nur in den nordischen Überlieferungen, in denen Zeus den Namen Baldr trägt, und diese Berichte tragen bereits deutliche Züge der symbolhaften Verschleierung des wahren Geschehens.

Den „Germanischen Götter- und Heldensagen“ zufolge verleitete der schurkische Loki den blinden Hödr, mit einem „Mistelzweig“ auf Baldr zu schießen. In der holprigen Fassung des Felix Dahn klingt der Bericht vom Tode Baldrs so:

Warum willst du nicht schießen auf Balder, den guten Gott,
Den andern gleich, mein Hader? Gefällt dir nicht das Spiel?
Oder fürchtest du, du könntest verfehlen gar das Ziel?“

Da sprach der arge Hader zu Loke reich an List:

„Du weißt, dass ich nicht seh’n mag, wie Balder glücklich ist;
Zum andern bin ich ohne Waffen und Geschoss.“

Da sprach der listige Loke, Wodans Redegenoss:

„So tu nun doch desgleichen wie jeder andere Mann,
Dem guten Balder zu Ehren, weil dir’s nicht helfen kann.
Ich werde dich hinführen, dahin, wo Baldr steht.
Schieß nur mit diesem Zweige nach ihm, wie’s auch ergeht.“

So nahm Hader die Mistel, nicht gut dem Gotte gesinnt,
Und schoss nach Lokes Weisung.
Da flog der Zweig geschwind
Auf Balder, und der Gute fiel zu der Erde tot.
Das war bei Göttern und Menschen die allergrößte Not.

Das war das Ende des verruchten Zeus. Und es musste ein gutes halbes Jahrtausend vergehen, bis das schaudernde Andenken an einen zügellosen Despoten so weit geschwunden war, dass Zeus schließlich als mythischer Weltenlenker, als Oberster aller Götter, im hellenischen Pantheon erneut zu jenen Ehren kam, die er nie verdient hatte.

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